Wer ein Web Analytics Tool, wie z.B. Google Analytics, installiert hat, der geht natürlich davon aus, dass die dort angezeigten Werte korrekt sind.
Wer allerdings schon mal mehrere Analytics-Lösungen im Einsatz hatte weiß, dass diese alle mehr oder wenig stark voneinander abweichende Besucherzahlen ermitteln.
Doch die Frage ist, wie viele Besucher hat man wirklich und kann man das herausfinden?

Warum oft zu wenig Traffic gemessen wird

Es gibt viele Gründe, warum ein Analytics-Tool, wie Google Analytics, weniger Besucher anzeigt, als es tatsächlich waren.

Darunter finden sich die folgenden Punkte:

  • Seite nicht vollständig geladen
    Wenn der Ladevorgang einer Seite abgebrochen wird oder der User schnell zu einer anderen Seite klickt, kann der Google Analytics Code evtl. nicht korrekt ausgeführt werden. Deshalb wird dieser Seitenaufruf dann nicht gezählt.Das trifft vor allem dann zu, wenn der Analytics-Code im Footer eingebaut wurde.
  • spezielle Unterseiten
    Verwendet man spezielle Unterseiten, eigene Layoutvorlagen und bastelt viel am Code herum kann es durchaus sein, dass der Analytics-Code nicht auf allen Unterseiten eingebaut ist und ein Teil des Traffic deshalb gar nicht gemessen wird.Das sollte man auf jeden Fall analysieren und ggf. dafür sorgen, dass der Tracking-Code wirklich auf 100% der eigenen Seiten ausgeführt wird.
  • Script- und Ad-Blocker
    AdBlocker erfreuen sich einer gewissen Beliebtheit, aber auch generelle Script-Blocker werden von einem Teil der Nutzer verwendet.Das dient vor allem dazu unerwünschte Werbung und Schadcode zu blocken, wirkt sich oft aber eben auch auf den JavaScript-Code von Google Analytics und Co. aus.
  • JavaScript deaktiviert
    Ein Teil der Nutzer hat Angst von Viren und ähnliches und hat deshalb generell JavaScript deaktiviert. Dadurch wird unter anderem auch Google Analytics blockiert.
  • Google-Plugin
    Google selber hat im Zuge der Datenschutz-Diskussionen rund um Google Analytics zwar nun eine legale Lösung gefunden, aber man bietet seitdem auch ein Browser-Plugin an, welches den Google-Tracking-Code auf Wunsch blockiert.

Wie viele Nutzer auf die eine oder andere Weise die korrekte Ausführung des Tracking-Codes verhindern ist schwer zu sagen. Vermutungen gehen von 20% bis 50% aus, wobei dies sicher auch von der Zielgruppe abhängt.

Ist das wirklich ein Problem?

Im ersten Moment ist es für die meisten Website-Betreiber wahrscheinlich ärgerlich, wenn sie sich bewusst werden, dass Google Analytics und Co. so ungenau sind und in der Regel deutlich weniger Traffic anzeigen, als man wirklich hat.

Ich würde auch lieber sagen können, dass ich 20, 30 oder 50% mehr Traffic hier im Blog habe, als die Statistiken offiziell angeben.

Dennoch ist es aus den folgenden Gründen in der Regel nicht so dramatisch:

Vergleiche sind dennoch möglich, da Websites aus der selben Branche eine ähnliche Nutzerschaft haben. Wenn bei mir also z.B. 20% der Traffics nicht gezählt wird, wird es bei einem Konkurrent wohl recht ähnlich sein.

Das bedeutet, dass man die Werte doch recht gut vergleichen kann.

Wer sein Geld mit Werbung verdient, wird vielleicht der Meinung sein, dass der nicht gemessene Traffic ein Problem ist und man bares Geld verliert, da man z.B. höhere Festpreise verlangen könnte.

Doch auch hier sehe ich das nicht so dramatisch. Oft kommen AdBlocker oder allgemeine Script-Blocker zum Einsatz und diese blockieren eben oft auch die Anzeige der Werbung.

Das bedeutet, dass die 20 oder 30% mehr Traffic, die man vielleicht hat, nicht bedeuten, dass man auch wirklich 20 oder 30% mehr Werbeeinblendungen hätte. Mit einer TKP-Abrechnung ist man hier zudem auf der sicheren Seite.

Generell ist es natürlich unschön, dass die Besucherzahlen in der Regel zu niedrig angegeben werden (bei JavaScript basierten Analyse-Tools), aber große Nachteile hat man dadurch in der Regel nicht.

Mögliche Lösungsansätze

Gibt es eine Lösung für das Problem?

Manch einer schwört auf Log-Files, die vom Server angelegt werden und wirklich jeden Seitenaufruf protokollieren. Die dort zu findenden Zahlen liegen viel höher als das, was z.B. Google Analytics angibt. Allerdings werden dort auch jegliche Bots und Crawler mitgezählt, deren Zahl nicht wirklich gering ist. Deshalb eignen sich Log-File-Statistiken nicht dazu, den wahren Traffic (von realen Personen) zu messen.

Eine weitere Möglichkeit ist es, mehrere Analyse-Tools einzusetzen. Am Ende könnte man aus den verschiedenen Werten einen Mittelwert bilden. Allerdings basieren die meisten Analytics-Tool auf JavaScript, so dass sie alle die oben genannten Probleme haben.

Es gibt Tracking-Lösung auf PHP-Basis, aber auch dort besteht das Problem, dass Bots mitgezählt werden. Man könnte zwar versuchen diese manuell herauszufiltern, aber das wird nicht sehr zuverlässig sein und man wird tendenziell zu hohe Besucherzahlen erhalten.

Die Wahrheit liegt in der Mitte

In der Realität liegt die Wahrheit wohl irgendwo zwischen Google Analytics, Piwik und anderen Statistik-Tools auf der einen Seite und PHP-Tracking und Logfile-Stats auf der anderen Seite.

Wo genau kann aber niemand sagen und leider scheint es auch keine Anstrengungen zu geben, die Traffic-Erfassung zu modernisieren und neue Ideen und Ansätze zu versuchen, die genauer sind als die heutigen Lösungen.